Bundeskonferenz
der Polnisch-
Arbeitsgemeinschaften

HERKUNFTSSPRACHLICHER POLNISCHUNTERRICHT (HSU): ORGANISATIONSFORMEN UND ZAHLEN

Es wird generell zwischen dem HSU (1) im Rahmen des staatlichen deutschen Schulsystems, (2) dem sog. Konsulatsunterricht, (3) dem extern organisierten Lehrangebot privater Träger (Polonia-Vereine, kirchliche Einrichtungen, Sprachschulen) und (4) den Schulen in Trägerschaft des polnisches Bildungsministeriums (ORPEG) unterschieden.

(1) Im Falle des staatlichen Angebots wird HSU, oft muttersprachlicher Ergänzungsunterricht genannt, vom Bundesland organisiert. Das Land entwirft das Unterrichtsmaterial sowie Lehrpläne und stellt die Lehrkräfte ein. Die Teilnahme am Unterricht ist meistens freiwillig, teilweise wird er als Wahlpflichtfach angeboten.

(2) Der Konsulatsunterricht geht zurück auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) zurück. In ihrem Bericht „Zuwanderung” aus dem Jahr 2006 (https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2006/2006_11_16-Bericht-Zuwanderung.pdf) stellte die KMK fest:

„Im Zuge der verstärkten Deutschförderung und insgesamt beschränkter Ressourcen wird zunehmend in den Ländern eine Übernahme des Mutter- oder Herkunftssprachenunterrichts durch die Konsulate oder zumindest eine Mischfinanzierung angestrebt. Gleichwohl ist eine Zertifizierung und Qualitätsentwicklung dieses Unterrichts, der einen wichtigen Beitrag zum generellen Ziel der Mehrsprachigkeit und zur interkulturellen Bildung leisten kann, wünschenswert. Staatliche Lehr- oder Rahmenpläne für diesen Unterricht können eher Qualitätsstandards vermitteln, an die allerdings der Konsulatsunterricht nicht gebunden werden kann“.

Derzeit existieren keine verbindlichen bundes- oder landesrechtlichen Regelungen/Vorgaben zur Ausgestaltung des Konsulatsunterrichts. Manche Bundesländer bieten HSU an öffentlichen Schulen an, beteiligen sich an den Lehrplänen und rekrutieren die Lehrer, andere überlassen die Ausgestaltung des Unterrichts vollständig den externen Trägern (Konsulaten oder Migranten-Organisationen). In diesen Fällen wird der Unterricht von den Schulbehörden nicht kontrolliert und die finanzielle Beteiligung der deutschen Seite bleibt auf das unentgeltliche Zurverfügungsstellen der Schulräumlichkeiten beschränkt. Im HSU werden in der Regel neben der Sprache auch Inhalte zu Land und Kultur vermittelt. Der Unterricht findet nachmittags außerhalb des Schulbetriebes statt, die Teilnahme ist freiwillig und die Schüler kommen aus verschiedenen Schulen und Schulformen zusammen.

(3) Die dritte Variante des HSU stellt der gänzlich private, extern organisierte Unterricht dar. Verschiedene gesellschaftliche oder kirchliche Organisationen bieten Polnischunterricht völlig unabhängig von dem deutschen Schulsystem an, d.h. ohne jegliche Unterstützung, weder finanziell-organisatorischer noch didaktischer Art. Diese Privatinitiativen sind leider statistisch schwer zu erfassen, daher fehlen sie in der folgenden tabellarischen Übersicht.

(4) ORPEG-Schulen werden vom polnischen Bildungsministerium unterhalten. Sie bieten ergänzend zum Programm der deutschen Schulen Unterricht im Fach Polnisch und Wissen über Polen an. Diese Unterrichtsform hat vor allem polnische Migranten im Blick, die nach ihrer Rückkehr nach Polen Anschluss an polnische Schulen werden finden müssen. Der Unterricht orientiert sich an den in Polen geltenden Lehrplänen.

Das Fach HSU Polnich, organisiert in Verantwortung oder mit Teilunterstützung der deutschen Schulbehörden, ist in 12 Bundesländern vertreten, die in der folgenden Tabelle mit den jeweiligen Schülerzahlen eines Schuljahrs repräsentiert sind. Der Hinweis „keine Angaben” bedeutet nicht, dass es kein Polnischunterricht stattfindet.

 
HSU Polnisch in Schülerzahlen (stand 2019)
  staatliches Angebot (1) Konsulatsunterricht (2)
  Schuljahr 2016/2017 Schuljahr 2017/2018 Schuljahr 2018/2019 Schuljahr 2016/2017 Schuljahr 2017/2018 Schuljahr 2018/2019
Baden-Württemberg nicht vorhanden 189 166 230
Bayern nicht vorhanden keine Angaben
Berlin geplant ab 2020/21 keine Angaben
Brandenburg 176 188 224 nicht vorhanden
Bremen keine Angaben offiziell bestätigt im Schuljahr 2018/2019; k.A. zu der Schülerzahl.
Hamburg 8 Lerngruppen; k.A. zu der Schülerzahl  keine Angaben
Hessen 479 keine Angaben
Meklenburg-Vorpommern 334 368 340 nicht vorhanden
Niedersachsen 398 keine Angaben
Nordrhein-Westfalen 4.278 4.636 keine Angaben
Rheinland-Pfalz 483 470 583 nicht vorhanden
Sachsen 114 139 191 nicht vorhanden

Tabelle zusammengestellt anhand des Berichts vom Mediendienst Integration (https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Herkunftssprachlicher_Unterricht_2019.pdf)

Um den HSU Polnisch stärker in den Fokus der Bildungspolitik zu rücken und zu thematisieren hat sich die Bundeskonferenz der Polnisch-Arbeitsgemeinschaften (http://herkunftssprache.de/home/) am 16.12.2019 in Hannover gegründet, die einen Dialog zwischen den Entscheidungsträgern, Didaktikern, Lehrern sowie den interessierten Eltern in Gang bringen will.